Teil III der Ausstellung „Gott, die Welt und Bayern“ zeigt Schätze der regionalen Staatlichen Bibliotheken aus dem 17. bis 20. Jahrhundert
Von „Krieg und Frieden, Freud und Leid“ erzählt der dritte Teil der Ausstellung „Gott, die Welt und Bayern“, der ab 15. April in den Schatzkammern der Bayerischen Staatsbibliothek zu sehen ist. Die Exponate stammen aus den Sammlungen der zehn regionalen Staatlichen Bibliotheken Bayerns, darunter ein filigraner Silbereinband eines Augsburger Goldschmieds, eine Karikatur E.T.A. Hofmanns aus seiner Bamberger Zeit, ein handgeschriebener Brief Bertolt Brechts an seine Jugendliebe sowie ein Regensburger Kriegskochbüchlein von 1915.
Die Ausstellung zeigt auch für Bibliotheken eher ungewöhnliche Sammelobjekte. Aus Aschaffenburg kommt eine Statuette des chinesischen Gottes des langen Lebens, Shou Lao (18. Jh.), aus Bamberg ein Faltfächer mit ostasiatisch anmutender Zeichnung (18. Jh.) und aus Dillingen eine Gemmen-Sammlung in Buchform (18. Jh.). Das Wechselspiel zwischen Krieg und Frieden illustrieren Exponate mit Bezug auf den Westfälischen Frieden wie das Augsburger Kinderfriedensfest ebenso wie Dokumente aus den verheerenden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts. Das Regensburger Kriegskochbüchlein von Marie Buchmeier ist ein sprechendes Zeugnis für den eklatanten Mangel, unter dem die Bevölkerung im Ersten Weltkrieg litt. Ein während des Zweiten Weltkriegs im Lager Mauthausen/Gusen entstandenes Album mit karikaturistischen Aquarellen eines polnischen Häftlings veranschaulicht auf bewegende Weise den Lageralltag der für die Rüstungsindustrie ausgebeuteten Zwangsarbeiter.
Auch die Staatliche Bibliothek Regensburg ist wieder mit zahlreichen Exponaten vertreten
So wird eine von französischen Kriegsgefangenen des Ersten Weltkriegs, die in Regensburg inhaftiert waren, herausgegebene Zeitung zu sehen sein. Erstmals werden überdies etwa Bilder aus dem Regensburger Messerschmittwerk gezeigt, die aus dem Nachlass eines der letzten Werksdirektoren, Theo Croneiß (1894-1942), stammen.
Diese stark von nationalsozialistischer Propaganda beeinflussten Fotographien werden kontrastiert mit karikaturistisch gestalteten Kunstwerken eines polnischen Zwangsarbeiters, Frantisek Znamirowski, der für die nationalsozialistische
Rüstungsindustrie Sklavenarbeit verrichten musste. Der Konzentrationslagerhäftling widmete die Zeichnungen mit Alltagsszenen aus der „Hölle von Gusen“ dem Regensburg Karl Seider. Dieser war, nach Znamirowski, in dieser zutiefst inhumanen Umgebung der einzige Deutsche, der Menschlichkeit zeigte.
Der Leiter der Staatlichen Bibliothek Regensburg, Dr. Bernhard Lübbers, kuratierte zusammen mit Dr. Bettina Wagner, der Leiterin der Staatsbibliothek Bamberg, das Gesamtprojekt „Gott, die Welt und Bayern“.
Die Ausstellung „Gott, die Welt und Bayern – 100 Kostbarkeiten aus den regionalen Staatlichen Bibliotheken Bayerns“ zeigt noch bis 7. Juli 2019 Bestandshighlights der zehn regionalen Staatlichen Bibliotheken in Bayern erstmals vereint in der Bayerischen Staatsbibliothek in München.
Weitere Informationen zur Ausstellung, zu Führungen und zum Begleitprogramm sowie die virtuelle Ausstellung finden Sie unter www.gott-welt-bayern.de
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 11 – 18 Uhr, Sonntag 13 – 17 Uhr
An Feiertagen geschlossen
Eintritt frei
Katalog
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog zum Preis von 19 € (Verkaufspreis vor Ort in der Ausstellung).
Mit freundlicher Unterstützung der Förderer und Freunde der Bayerischen Staatsbibliothek e. V.
Ort
Bayerische Staatsbibliothek, Ludwigstr. 16, 80539 München
U3/6, Bus 58/68/153/154 Haltestelle Universität
Bus 100/153 Haltestelle Von-der-Tann-Straße
Artikel auf www.donaukurier.de vom 21.05.2019 [externer Link]