Vortrag von Dr. Lucinde Braun (Universität Regensburg)
Montag, 10. Juli 2017, um 19 Uhr im Lesesaal der Staatlichen Bibliothek Regensburg
Gedruckte Orgelpredigten des 17. und 18. Jahrhunderts sind der Gegenstand eines DFG-Projekts am Institut für Musikwissenschaft der Universität Regensburg. In Regensburger Bibliotheken finden sich vier solcher Predigten, die im deutschen protestantischen Raum zur Einweihung neu errichteter Orgeln verfasst wurden. An ihnen lassen sich typische Merkmale und Funktionen dieser musiktheoretisch wie auch theologisch interessanten Textsorte erläutern. Besonders aufschlussreich ist das älteste uns bekannte Beispiel, die Predigt, die Johannes Lang 1599 zur Einweihung der Sartorius-Orgel in der Memminger Martins-Kirche hielt und 1602 in den Druck gab. Ein Exemplar davon gehört zum Bestand der Staatlichen Bibliothek Regensburg. Neue Quellenforschungen zu diesem Dokument beleuchten eine wenig bekannte Phase konfessionell geprägter Musikgeschichte, in der sich Grundhaltungen protestantischen Musikdenkens formierten. Eine besondere Rolle spielte dabei die Legitimierung instrumentaler Musik gegenüber musikfeindlichen Strömungen des Zwinglianismus, der in den Schwäbischen Reichsstädten erst in einem längeren Prozess transformiert wurde.
Der Vortrag von Dr. Braun findet im Rahmen der öffentlichen Vortragsreihe „Musikalische Schätze in Regensburger Bibliotheken“ statt, welche das Institut für Musikwissenschaft an der Universität Regensburg in Zusammenarbeit mit der Bischöflichen Zentralbibliothek, der Staatlichen Bibliothek und der Fürst Thurn und Taxis Hofbibliothek durchführt. Die Vorträge finden jeweils montags, um 19 Uhr statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Ziel der öffentlichen Vortragsreihe ist es, die wertvollen handschriftlichen und gedruckten Quellen, die sich in der Bischöflichen Zentralbibliothek, der Staatlichen Bibliothek und der Fürst Thurn und Taxis Hofbibliothek befinden, der breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Musikwissenschaftler aus Deutschland, Österreich, England und Polen stellen jeweils repräsentative Quellen aus dem Bereich der Musiktheorie und -praxis vor. Die Vorträge behandeln so unterschiedliche Themen und Quellensorten wie Handschriftenfragmente, Prachthandschriften, Choraldrucke, Orgelpredigtdrucke, Musik zur Totenliturgie sowie das Œuvre Orlando di Lassos und des Thurn und Taxis-Hofkapellmeisters Joseph Riepel. Die Vorträge finden jeweils vor Ort statt.