Dienstag, 2. Juli 2019 um 19:00 Uhr im Lesesaal der Staatlichen Bibliothek Regensburg
Vom traurigen Ende der Marie Večeřova und des Kronprinzen Rudolf
O trudném konci Marie Večeřové a korunního prince Rudolfa
Eine sehr junge Stimme aus Tschechien schlägt einen ungewohnt zauberischen und doch ganz natürlichen Ton an: Ein tschechisches Dorf, Kirche und Wirtshaus, der Pfarrer, der Wirt, die temperamentvolle Frau Racková im Ausschank und die beiden älteren, so gar nicht ähnlichen Herren Josef und Macínek – ein Setting, das an große Klassiker erinnert. Und wie bei ihnen, auch hier kein Idyll.
Es war einmal ein Herr Josef und auch ein Herr Macínek. Sie lebten als Nachbarn in einem Dorf, das hinter einem Hügel im Herzen der Felder lag, denen im Sommer goldene Bärte wuchsen. Im Herbst versanken die Häuser im Schlamm, im Winter erstanden sie wieder aus der Erde und verwandelten sich in eine Einöde inmitten der russischen Steppe aus den Erzählungen Bunins. Herr Josef war hier geboren, hatte hier immer gelebt und hier auch seine einzige Liebe gefunden. Keine Verzauberung auf den ersten Blick, wie im Roman. Seine Frau war nicht schön. Ihre Zerbrechlichkeit machte ihm Angst. Und er hielt an um ihre Hand, damit er auf sie Acht geben könne. Bald nach der Hochzeit starb sie. Die Liebe legte sich auf Herrn Josef wie schwerer Schnee.
Dennoch erzählt das feine, zarte Buch nicht von Katastrophen, Schmerz und Verlusten, sondern vom Potential des Gegebenen, nicht vom Trennenden der Gegensätze, sondern von deren komplementärer Kraft. Der Andere wird zum Nächsten, zum Tor, durch das man in bislang verschlossene Gefilde des Eigenen findet. Das Leben nimmt ungeahnte Wenden. Ein Buch über den Alltag, das Alleinsein, die Anderen und die Kunst. Mit ihm gab die Autorin 2015 ihr Debut und wurde für den Jiří-Orten-Preis nominiert.
Die zweisprachige Lesung wird in Zusammenarbeit mit der Autorin von Studierenden der der Universität Regensburg gestaltet. Sie freuen sich auf viele Zuhörer und ein Zusammensein im Gespräch danach.