Künstlerbücher der 70er und 80er Jahre aus dem Archive Artist Publications, München
In einer Buchhandlung würden sie sofort auffallen: Ein weißes Cover, ein zwei Wörter darauf, das war es dann schon.
In der Überfülle optischer Reize normaler Bücher heben sich Künstlerbücher meist durch sparsame Gestaltung des Covers ab. Hinter der cleanen Fassade jedoch kann es dann durchaus üppiger zugehen, so z.B. bei Dieter Roths Buch Nr 8, mit gestanzten farbigen Blättern, oder Fotografien von Ziegelwänden bei Sol Lewitt. Eine Fülle von Materialien tut sich auf, wenn man die unscheinbare Box von Jürgen Olbrich und Wolfgang Hainke öffnet. Manchmal aber geht es im Buch optisch so sparsam weiter, wie auf dem Umschlag angedeutet: Meist nur Einzeiler bei AR Penck, wenn er den Leser zum Kauf des Buches auffordert, grazile Bleistiftspuren über Notenlinien von Gerhard Rühm, in gewohnter Reduzierung die Texte der konkreten Poesie bei Ernst Jandl und Eugen Gomringer.
Aus der Perspektive der heutigen Zeit mit ihrem schier unüberschaubaren Angebot an künstlerischen Publikationen wirken viele der so genannten Künstlerbücher aus den 70er und 80er Jahren eher bescheiden und zurückgenommen. Und zum großen Teil lag in diesem sparsamen Umgang mit Farbe, Motiv und Material ihre Brisanz. "Soll das ein Buch sein?" fragte man sich oftmals.
Einige Reflexionen über das Medium Buch werden in dieser Ausstellung gezeigt. Diese Bücher sind keine Kunstbücher, also keine Behältnisse von Kunst, sondern das Buch selbst wird hier als eigenständiges Kunstwerk vorgestellt. Sie spiegeln die damaligen Themen der Konzeptkunst, intermediale Themen, politische und soziale Inhalte als auch Fragen der Demokratisierung des Kunstbetriebs.
Die 53 ausgewählten Publikationen dieser Ausstellung sind zum großen Teil in Westeuropa erschienen, einige davon in Kanada, den USA und Australien.
Die hier gezeigten Titel bilden eine Auswahl aus den 70er und 80er Jahren aus dem Archive Artist Publications ab, das der Künstler und Sammler Hubert Kretschmer seit 35 Jahren in München betreibt. Sie dokumentieren zum einen eine relativ frühe Phase des Künstlerbuches, zum anderen führen diese Exponate zurück zum Beginn einer Sammlung eines speziellen Mediums, das etwa seit der Zeit der documenta6 auch in Deutschland auf zunehmendes Interesse stößt.
Die konkrete Auswahl der Bücher erfolgte durch den Sammler rein subjektiv und soll kein Hinweis auf so etwas wie Qualität oder Bedeutung sein. Für alle ausgewählten Künstler jedoch gilt, dass das Medium Künstlerbuch in ihrem Gesamtoeuvre einen hohen Stellenwert einnimmt.
Die Ausstellung "Kunst - Buch - Werke" ist vom 22. September bis 20. November 2015 im Foyer der Bibliothek zu sehen.
Die Vernissage findet am 22. September 2015 um 19 Uhr statt. Es sprechen: Bibliotheksleiter Dr. Bernhard Lübbers sowie der Sammler, Hubert Kretschmer.
Zur Ausstellung erscheint auch ein Begleitheft.