Österreichische KZ-Gedenkstätte Gusen ehrt den Regensburger Antiquar Reinhard Hanausch
"Gusen I und II war die Hölle. Es war das Konzentrationslager ohne Wiederkehr", sagen diewenigen Überlebenden. "Es war das KZ mit den höchsten Todesraten", sagen die Historiker.
Von 71 000 KZ-Häftlingen aus 28 Ländern starben über 30 000. Alljährlich kommen um den 6. Mai, dem Tag der Befreiung des KZ-Gusen, einige hundert
Menschen aus vielen Ländern in diese idyllische Landschaft in Oberösterreich, um der Menschen zu gedenken, die hier geschunden und ermordet wurden. Einer der wenigen, die aus Regensburg dabei sind, ist seit 15 Jahren der Antiquar Reinhard Hanausch. Seine Forschungen um die Zwangsarbeit des Flugzeugkonzerns Messerschmitt brachten ihn auf den Weg nach St. Georgen.
Hier wurde unter dem Decknamen "Bergkristall" in kilometerlangen Stollenanlagen für das Messerschmitt-Werk Regensburg ab August 1944 Teile des Düsenjägers ME 109 und später Teile des neuartigen Düsenjägers ME 262 gefertigt. In den Stollen des Konzentrationslagers Gusen starben tausende Häftlinge und in der "Hölle von Gusen" kreuzten sich die Wege des polnischen
KZ-Häftlings und Malers Frantisek Znamirowski und des Regensburger Messerschmitt-Vorarbeiters Karl Seider. Was die beiden zusammenbrachte und wie Menschlichkeit unter den unmenschlichsten Bedingungen bewahrt werden kann, stand im Mittelpunkt einer Ausstellung, die in der Staatlichen Bibliothek Regensburg von November 2012 bis Januar 2013 präsentiert wurde. Die anrührenden Zeugnisse dieser Beziehung sind zehn farbige Aquarelle, die Reinhard Hanausch zwischen Büchern eines Nachlasses entdeckte und welche er der Staatlichen Bibliothek Regensburg schenkte.
Nach drei Ausstellungsorten in Polen - Warschau, Auschwitz und dem Geburtsort des Malers - sind die Bilder zurzeit in Berlin, in der Räumen der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" zu sehen. Im nächsten Jahr, zum 70. Jahrestag der Befreiung, soll die Regensburger Ausstellung nahe dem Entstehungsort, in der Gedenkstätte des KZ Mauthausen gezeigt werden.
Eine besondere Ehrung erfuhr der Regensburger "Büchermensch" Reinhard Hanausch beim diesjährigen Gedenken in Gusen. Martha Gammer, Präsidentin des "Gedenkkomittee Gusen", ehrte Reinhard Hanausch in der offiziellen Feier mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft und der Gedenkplakette. Dazu heißt es in der überreichten Urkunde: "Das Gusen Memorial Komitee dankt Herrn Reinhard Hanausch für seine engagierte Unterstützung und seinen aktiven Beitrag bei dem Bemühen, eine breite Öffentlichkeit auf den Mord an zehntausenden vergessenen Gefangenen der Konzentrationslager Gusen I, II, III aufmerksam zu machen und die Erinnerung an die Opfer lebendig zu bewahren." In seiner Dankrede griff Reinhard Hanausch auf, was ihn motivierte und antrieb: "Die Geschichte um Frantisek Znamirowski und dem KZ Gusen, an deren Aufdeckung ich mitwirken durfte, ist nur eine von tausenden genauso furchtbaren, genauso bedeutsamen, genauso berührenden Geschichten. Sie war und ist nur ein kleiner Baustein - diesmal nicht von Tod und Verbrechen,
sondern von Menschen, die zusammen kommen, um ihren gequälten und ermordeten Brüder und Schwestern zu gedenken."
Die Staatliche Bibliothek Regensburg gratuliert herzlich zu dieser Ehrung!