Gemeinsames Digitalisierungsprojekt von Staatlicher Bibliothek Regensburg und den Regensburger Domspatzen
Im Rahmen des "Schwerpunkt Regensburg" in der Bayerischen Landesbibliothek Online (BLO) sind ab sofort die sogenannten Aufführungsbücher des Regensburger Domchores, die bis in das Jahr 1892 zurückreichen, zugänglich.
Sie beginnen mit dem Hinweis, welche Messe und welches Offertorium der Regensburger Domchor an Neujahr 1892 im Regensburger Dom unter der Leitung von Domkapellmeister Franz Xaver Engelhart (* 04.03.1861, + 14.07.1924, Domkapellmeister von 1891 - 1924) gesungen hat, nämlich die Missa „Assumpta“ von Michael Haller, vierstimmig mit Orgel sowie die einstimmige Motette „Tui sunt coeli“. Dieser erste Band umfasst den Zeitraum vom Januar 1892 bis Juli 1897. Die frühen Aufzeichnungen enthalten zunächst nur Hinweise auf die Chorwerke der Liturgie im Dom St. Peter und werden erst im Laufe der Zeit immer ausführlicher und umfangreicher. Hinzu kommen die Programme geistlicher und weltlicher Feierstunden, Festveranstaltungen und Konzerten bis hin zur Aufführung von Oratorien. Da der Regensburger Domchor traditionell jeden Sonntag im Regensburger Dom die Liturgie gestaltete und zudem bei zahlreichen weiteren Gottesdienste an Werk-und Feiertagen eines Jahres tätig ist, ergibt sich aus den Aufzeichnungen ein umfassendes und interessantes Bild sowohl der Tätigkeit der Sängerknaben als auch des Repertoires, das gepflegt wurde. Alle Handschriften liegen als digitalisierte Blätterversionen vor, die durch ausführliche Inhaltsverzeichnisse erschlossen sind. Insgesamt 16 Aufführungsbücher liegen für den Zeitraum 1.1.1892 bis 10.9.1968 vor, die nun allesamt ab sofort unter im "Schwerpunkt Regensburg" in der Bayerischen Landesbibliothek Online (BLO) eingesehen werden können.
Die Eintragungen erfolgten durch die Archivare, Chorleiter und Domkapellmeister der Domspatzen handschriftlich in gebundenen Bänden oder auch in Jahrestischkalendern. In der Regel wurde das Datum oder einfach nur der Festtag mit angegeben (z.B. „Dom. IV post Pentec. = 4. Sonntag nach Pfingsten) und die mehrstimmige Messe, der Gesang zum Offertorium und z. T. auch andere Gesänge. Interessant ist die Tatsache, dass das Programm der Karwoche („Programm zu den Aufführungen des Domchores während der Charwoche 1892“) bereits in gedruckter Form erschienen ist und dies über Jahrzehnte beibehalten wurde. Dies zeigt die Bedeutung dieser so wichtigen und prägenden liturgische Zeit der Heiligen Woche vom Palmsonntag bis einschließlich Ostermontag. Dieses Programmblatt informiert über alle Gottesdienste und Gesänge, welche der Domchor gestaltete. Interessant ist dabei auch zu beobachten, welche Kontinuität über den langen Zeitraum bis heute beim musikalischen Programm, das ja liturgisch vorgeschrieben war, bestand. Vergleicht man z.B. auch die Karwoche von 1968 mit dem Programm der Karwoche von 2013, so kann man auch hier feststellen, welches große musikalische Erbe die Regensburger Domspatzen bis auf den heutigen Tag bewahren und zur Aufführung bringen. Das Programm, das die Domspatzen aktuell bei den Gottesdiensten im Dom St. Peter singen, kann jetzt im Kalender der neuen Homepage der Domspatzen eingesehen werden.
Die Digitalisierung und Bereitstellung der Aufführungsbücher des Regensburger Domchores von 1892-1968 wurde von der Staatlichen Bibliothek Regensburg zusammen mit dem Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen und dem Verein „Freunde des Regensburger Domchors“ e.V. realisiert. Die digitale Präsentation erfolgt im Rahmen der Bayerischen Landesbibliothek Online, des zentralen kulturwissenschaftlichen Informationsportals zu Bayern. Digitalisierung und Erschließung der Aufführungsbücher wurde an der Staatlichen Bibliothek Regensburg durchgeführt. Entstanden ist das Projekt nicht zuletzt dank des Engagements des Domspatzen Simon Siegfried Wagner, der im Rahmen eines Praktikums, das alle Schüler der 9. Klasse des Musikgymnasiums am Ende eines Schuljahres absolvieren, an diesem Projekt arbeitete. In der Staatlichen Bibliothek Regensburg bearbeitete er die Aufführungsbücher digital und bereitete die notwendigen Daten entsprechend auf. Das Projekt faszinierte den Schüler so sehr, dass er nach Beendigung seines Praktikums die Bearbeitung in seiner Freizeit vollendete. Die Bereitstellung der Bilddateien und die Langzeitarchivierung erfolgt über das Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ) der Bayerischen Staatsbibliothek München und ist seit dem 20. März 2013 im Rahmen der Bayerischen Landesbibliothek Online, dem zentralen kulturwissenschaftlichen Portal Bayerns, zugänglich.