Der Nachkomme des Konzentrationslagerhäftlings Franciszek Znamirowski, welcher im KZ Gusen dem Regensburger Karl Seider ein Album mit selbstgemalten Bildern schenkte, konnte nun in Warschau aufgespürt werden
Die Staatliche Bibliothek Regensburg nahm unlängst eine wertvolle Schenkung entgegen: Zehn künstlerisch wertvolle Aquarelle von Franciszek Znamirowski, einem polnischen Häftling des Konzentrationslagers Gusen. Znamirowski war am 2. Juni 1943 verhaftet worden, weil er im November 1939 begann, im besetzten Warschau als Major der polnischen Armee den politisch-militärischen Untergrund zu organisieren und schließlich an der Spitze einer Widerstandsgruppe im Stadtkreis Warschau gestanden hatte. Nach seiner Verhaftung brachte ihn die Sicherheitspolizei nach Auschwitz, von wo aus er später ins Konzentrationslager Gusen verlegt wurde.
Das Regensburger Messerschmittwerk produzierte seit den Zerstörungen von 1943 und 1944 in Gusen Bauteile für die von der Luftwaffe des "Dritten Reiches" dringend benötigten Jäger.
Und dorthin war auch Karl Seider abgeordnet worden. Seider, ein Regensburger Arbeiter, war nach Gusen gekommen, um im Konzentrationslager ein Arbeitskommando für die Rüstungsproduktion zu beaufsichtigen. Franciszek Znamirowski widmete und schenkte die Aquarelle Karl Seider, der in Gusen der Vorgesetzte von Znamirowski war. In der "Hölle von Gusen" scheint Seider einer der wenigen Menschen gewesen zu sein, der Menschlichkeit bewies. So jedenfalls legen es Znamirowskis 1971 in Kanada auf Polnisch in kleiner Auflage und privat erschienenen Erinnerungen nahe. Die Aquarelle wurden von dem Regensburger Antiquar Reinhard Hanausch zwischen Büchern eines Nachlasses entdeckt und der Staatlichen Bibliothek Regensburg zur dauerhaften Aufbewahrung und wissenschaftlichen Erforschung selbiger überlassen.
Nun konnte ein weiterer wichtiger Mosaikstein zu dem Projekt, an welchem seit Monaten insgesamt 16 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter fachlichem Mentoring von Prof. Dr. Mark Spoerer forschen, hinzugefügt werden. In Warschau gelang es nun, den Sohn Znamirowskis Witold ausfindig zu machen, der nicht nur viele wichtige Informationen über seinen Vater mitteilen konnte, sondern überdies selbst ein mehr als bewegtes Leben führte und etwa als polnischer Widerstandskämpfer am Warschauer Aufstand aktiv beteiligt war. Dank der großzügigen Unterstützung der Sparkasse Regensburg, welche das Projekt mit insgesamt 10.000,- € fördert, konnte Znamirowski von dem Regensburger Wissenschaftler Dr. Roman Smolorz aufgesucht und interviewt werden; die Ergebnisse fließen in die Begleitpublikation zur Ausstellung, welche im November erscheint, ein.
Der über 80jährige Witold Znamirowski, der das Projekt zu Ehren seines Vaters nach Kräften unterstützt, plant, selbst zur Ausstellungseröffnung am 14. November 2012 nach Regensburg zu kommen.