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„Der leise, der deutsche, der schmerzliche Reim“: Deutschjüdische Dichtung aus Czernowitz und der Bukowina

Porträt von Prof. Rychlo (Foto: Helga von Loewenich)

Vortrag von Prof. Dr. Petro Rychlo (Universität Czernowitz, Ukraine)
Montag, 3. Juli 2017 ab 19:00 Uhr im Lesesaal der Staatlichen Bibliothek Regensburg

Noch vor dem Ersten Weltkrieg galt Czernowitz, die Hauptstadt des österreichischen Kronlandes Bukowina, als ein osteuropäisches jüdisches Paradies. Juden machten hier mehr als ein Drittel der gesamten Bevölkerung aus. Die meisten jüdischen Intellektuellen waren deutschassimiliert und bildeten somit ein reges geistiges Potenzial für deutsche Kultur. Im Schoß dieser deutschsprachigen Kulturtradition etablierte sich hier nach der Auflösung der Monarchie, als die Bukowina schon an das königliche Rumänien fiel, eine Gruppe deutschjüdischer Literaten, deren Mentor Alfred Margul-Sperber war. Zu seinem nächsten Freundes- und Dichterkreis gehörten Alfred Kittner, Moses Rosenkranz, Rose Ausländer, David Goldfeld u. a., die hier, unter fortschreitender Romanisierung aller Sphären des politischen, wirtschaftlichen und geistigen Lebens, eine lyrische Tradition angelegt hatten, aus der auch noch die nächste Dichtergeneration emporsteigen konnte: Immanuel Weißglas, Alfred Gong, Paul Celan, Selma Meerbaum-Eisinger, Manfred Winkler, Ilana Shmueli. Diese beispiellose dichterische Intensität in der fatalen Inselsituation bedeutete hier aber auch das letzte Aufflammen der lyrischen Substanz in deutscher Sprache. Was nachher mit der Macht totalitärer Regime und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs über den Dichtern dieses Landstrichs hereinbrach, lässt sich kaum in Worte fassen. Daher war der Exodus der Überlebenden unvermeidlich, und erst unter fremdem Himmel konnten diese Dichter ihre poetische Begabung völlig entfalten und ihre Namen in die neuere deutsche Literaturgeschichte hineinschreiben.

Petro Rychlo ist Professor für fremdsprachige Literatur an der Nationalen Jurij Fedkowicz-Universität Czernowitz, Ukraine, Literaturwissenschaftler, literarischer Übersetzer und Essayist, Mitglied der Assoziation ukrainischer Schriftsteller und des ukrainischen PEN-Clubs, Leiter der Österreich-Bibliothek an der Universität Czernowitz, Mitbegründer und Mitgestalter des Internationalen poetischen Festivals „Meridian Czernowitz“. Er hat zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten, unter anderem das Ehrenzeichen des Landes Kärnten (2009), das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2012), das Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (2014). Er ist Träger des Georg-Dehio-Kulturpreises (2015) sowie des Rainer Kunze-Literaturpreises (2017). Petro Rychlo publizierte als Übersetzer und Herausgeber circa 30 Bücher, darunter Werke von Karl Emil Franzos, Georg Drozdowski, Robert Flinker, Jura Soyfer, Manés Sperber, Gregor von Rezzori, Rose Ausländer, Paul Celan, Alfred Gong, Selma Meerbaum-Eisinger, Karl Lubomirski, Josef Burg, Aharon Appelfeld, Reiner Kunze, Esther Kinski u. a.

Mit Prof. Rychlo wird einer der besten Kenner der deutschjüdischen Dichtung aus Czernowitz und der Bukowina zu Gast in der Staatlichen Bibliothek Regensburg sein. Die Lesung ist eine Kooperationsveranstaltung mit dem Evangelischen Bildungswerk Regensburg.

Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei!

 

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