Nach über 70 Jahren konnten dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München Akten zurückgegeben werden. Sie waren an unerwarteter Stelle in Regensburg aufgetaucht. Ein seltener Glücksfall! Die insgesamt vier Aktenfaszikel aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv waren im Zuge einer Nachlassübernahme in die Staatliche Bibliothek Regensburg gekommen. Schon bei der Übernahme konnten drei dieser Akten als Eigentum des Bayerischen Hauptstaatsarchivs erkannt werden, später, im Zuge der Nachlassbearbeitung gelang es, auch einen vierten Akt dieser Provenienz zuzuordnen. Die Akten, die 1927/30 in das Archiv übernommen wurden, waren mitten im Zweiten Weltkrieg entliehen worden.
Eine Praxis, die angesichts der eingeschränkten Benutzungsmöglichkeiten im bombengefährdeten München durchaus nicht ungewöhnlich war. Zwar vermerkt die erhaltene Ausleihkarte eine Rückgabe selbiger 1943, doch offenbar kam es nicht dazu. Wie dieser irrtümliche Rückgabevermerk zustande kam, wird sich nach so langer Zeit nicht mehr klären lassen. Der Entleiher dieser Akten war ein katholischer Priester und Geschichtsforscher. Insbesondere auf dem Gebiet der bayerischen Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts entfaltete er eine rege Tätigkeit. Der Priester starb im Jahr 1969. Mehr als 40 Jahre bewahrte seine damalige Haushälterin seine Hinterlassenschaft, bis auch sie aus der Wohnung ausziehen musste.
Es sollte sich rückblickend als ausgesprochener Glückfall erweisen, dass die Akten 1943 entliehen und nicht zurückgegeben worden waren, denn nur so konnten sie der Vernichtung entgehen. Die Aktenüberlieferung des Kultusministeriums wurde nämlich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im Januar 1945 ein Opfer der Flammen; insgesamt 13.500 Archivalien gingen damals zugrunde. Nur einige wenige Akten, zumeist in den Dienstzimmern der Archivare deponiert, überstanden das Inferno. Hinzukommen jetzt die vier in Regensburg gebliebenen Stücke. Als ein weiterer Glücksfall erwies sich, dass sie nach Ableben des Priesters 1969 in der Wohnung verblieben und auch 2013, nachdem seine ehemalige Haushälterin auszog, nicht vernichtet wurden. Tatsächlich befanden sich die Akten bereits auf einem Stapel zu entsorgenden Altpapiers.
Nun wurden die Unterlagen, die im Wesentlichen Unterlagen zur bayerischen Kirchenpolitik der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts enthalten, von Bibliotheksleiter Dr. Bernhard Lübbers dem Direktor des Bayerischen Hauptstaatsarchivs, Dr. Gerhard Hetzer, wieder zurückgegeben.